Sonntag, 6. Februar 2011

Ägypten und die Heuchelei des Westens

Es ist unerträglich. Die westlichen Regierungen, die Jahrzehnte lang den Diktator Mubarak als ihren besten Freund behandelt haben, winden sich nun wie die Aale in Anbetracht der Massenproteste. Klar ist: die westliche "Wertegemeinschaft" würde am liebsten weiter mit Mubarak im Nahen Osten operieren. Klar ist auch: das ägyptische Volk will dies definitiv nicht.

Zunächst einmal überschlagen sich Amerikaner und Europäer darin, Ägypten gute Ratschläge zu geben. Als ob die Ägypter nicht selbst am besten wüssten, was gut für sie ist. Die USA haben sich sowieso längst für ihren Folterknecht Omar Suleiman als neuen starken Mann von Ägypten entschieden. Wie praktisch. Der Chef des Ägyptischen Geheindienstes hat sicher die besten Karten, dem Ägyptischen Volk die Revolution zu stehlen. Und er hat sich ja auch große Verdienste erworben, in dem er das Outsourcing der Folter für die USA übernommen hat. Solche lupenreine Demokraten braucht das Ägyptische Volk. Denn schließlich geht nichts über verlässliche Partner in aller Welt. Und auch unsere allseits geliebte und von uns allen demokratisch gewählte Außenbeauftragte Baroness Catherine Ashton hat sich bereits auf Suleiman festgelegt.

Auch unser Gutti - äh Entschuldigung - Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg hat sicher nichts gegen Suleiman einzuwenden. Er gibt mit aristokratischer Weitsicht zu bedenken, der Westen dürfe nicht den Eindruck erwecken, dass ihm autoritäre Regimes oder Diktaturen im arabischen Raum lieber seien als Regierungen, die in freien Wahlen gewählt und auch abgewählt werden könnten. Genau. Wohin kämen wir, wenn jeder mitbekommen würde, dass die Eliten des Westens am liebsten überall Diktaturen sehen würden. Das muss schön durch andauernde demokratische Lippenbekenntnisse verschleiert werden. Solange Diktaturen insgeheim unterstützt werden können, ist ja alles gut. Aber wozu haben wir denn Geheimndienste...

Hier der Artikel auf SOPN auf den sich dieser Kommentar bezieht.

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