Donnerstag, 29. Dezember 2011

Herr Müller geht spazieren

Hier ein kleiner Animationsfilm von meiner Schwester. Echt lustig:

Samstag, 3. Dezember 2011

Thema: Bedingungsloses Grundeinkommen

Zur Stunde läuft gerade die Debatte über das bedingungsloses Grundeinkommen auf dem Bundesparteitag der Piratenpartei. Um es vorweg zu nehmen: Ich halte das bedingungslose Grundeinkommen für grundfalsch.

Zugegeben: Es gibt viele gute Gründe für das bedingungslose Grundeinkommen. In unserer Gesellschaft wird gesellschaftliche Anerkennung nur allzu oft ausschliesslich über den Beruf definiert. Hausfrauen etwa oder ehrenamtlich Engagierte leisten zwar auch beträchtliches für unsere Gesellschaft, bekommen aber nicht die gesellschaftliche Anerkennung, die sie verdienen. Wir sollten eine Gesellschaft haben, in der dies anders ist. Durch die latente Armutsdrohung in unserer Gesellschaft stecken die Menschen oft in unbefriedigenden Arbeitsbedienungen fest. Aus der Angst die Arbeit zu verlieren werden schlechte Bezahlung, unbezahlte Überstunden, schlechtes Arbeitsklima etc. akzeptiert, die sich bei Vollbeschäftigung niemals halten könnten. Hier muss sich etwas grundlegend ändern, um zu einer gerechteren Gesellschaft zu kommen. Und hier haben die Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens zu 100% recht.

Nur taugt in meinen Augen das BDE nicht dazu, die genannten Missstände in angemessener Weise zu beheben. Wer für das BDE ist gleicht einem Angehörigen eines Todkranken, der zum Arzt geht und sagt "Bitte lieber Arzt, machen Sie, dass mein Verwandter wieder gesund wird!". Der Wunsch ist verständlich, aber naiv. Der Arzt kann nicht einfach so die Symptome einer Krankheit wegzaubern. Er muss die Ursache bekämpfen.
Und die Ursache für das soziale Elend weltweit ist in unserem Finanzsystem zu suchen. Und das Übel ist gerade ein bedingungsloses Grundeinkommen. Fast. Eine Bedingung müssen Menschen erfüllen, um ansonsten ein bedingungsloses Grundeinkommen zu erzielen: Reichtum. Wer sein Vermögen verzinst anlegt bekommt ohne Leistung ein bedingungsloses Einkommen in prinzipiell beliebiger Höhe. Dies saugt den Körper der Volkswirtschaft das Blut ab, und es entstehen Mangelkrankheiten wie Arbeitslosigkeit und Armut. Hier muss man den Hebel ansetzen.

Wer glaubt durch ein BDE die soziale Not zu lindern ohne die Ursachen derselben zu beseitigen ist blauäugig. Natürlich würde ein BDE die soziale Not am unteren Ende der Einkommensskala lindern, jedoch um den Preis eines allgemein gesunkenen Wohlstandes. Denjenigen, die schon jetzt die Hauptlast der Steuerangaben tragen müsste noch mehr Geld genommen werden. Der Staat würde seine Machtbefugnisse noch weiter ausbauen. Dies entspricht in keiner Weise dem libertären Grundgeist der Hacker-Kultur, aus dem die Piratenpartei entstanden ist.

Noch etwas sollten wir bedenken. Lottomilionäre haben drei Jahre nach ihrem Gewinn eine höhere Wahrscheinlichkeit an Depressionen zu leiden als der Durchschnitt. Ich bezweifle also, dass mit einem BDE die Menschen tatsächlich eine Wohltat erwiesen wird. Arbeit ist mehr als nur Broterwerb. Und der Prozess, eine Arbeit zu finden und sich darin zu bewähren dient auch der Persönlichkeitsbildung und dem Aufbau von Selbstbewusstsein. Natürlich haben wir in diesem Feld in der Gegenwart überharte Bedingungen. Aber der Versuch, alle Menschen in Watte zu packen und sie von jeder beruflichen Herausforderung abzuschirmen, halte ich auch nicht für den richtigen Weg in eine gerechtere und freiere Gesellschaft.

Schliesslich kann ein BDE auch dazu missbraucht werden, um die persönliche Unfreiheit durch soziale Absicherung schmackhaft zu machen. Beispiel Kuwait, wo die politische Machtlosigkeit der Bevölkerung durch materielle Wohltaten des Staates erkauft wird.